Ortsgeschichte
Bereits vor- und frühgeschichtliche Funde (Neolithikum, Hallstattzeit) in Schlögen deuten auf Menschen in dieser noch von Urwald eingenommenen Landschaft hin. Mit den Römern erfolgt ein erster Nachweis einer Siedlungskontinuität. In der „Vita Severine“ (ca. 480 n. Chr.), der Lebensbeschreibung des heiligen Severin, der – zwischen Germanen und Römern vermittelnd – mehrmals entlang der Donau auch durch das heutige Schlögen gezogen ist, wird das Kastell “Joviacum” neben “Lauriacum” (Enns) als einzige größere Siedlung in Oberösterreich erwähnt. Mehrere Baureste (Inzell, Rossgraben, See) sowie Streufunde bezeugen eine rege Grenzüberwachung durch die Römer.
Während sich im 6. Jahrhundert die Bajuwaren rodend nach Osten in das Alpenvorland fortbewegen und das Eferdinger Becken besiedeln (ing-Namen), bleibt das Haibacher Bergland noch weitgehend unerschlossen.
1121 wird erstmals „Heichenpach“ (= Haibach) urkundlich erwähnt. Etymologisch handelt es sich dabei um eine Zusammensetzung mit dem althochdeutschen Peronennamen „Haicho“. Auch das Fürstengeschlecht der Schaunberger ist mit Haibach in Verbindung zu bringen. Dir ursprünglich aus Julbach/Bayern stammenden Herren nannten sich zwischen 1146 und 1174 häufig nach ihrer Burg Stauf.
1146 Bernhardus de Stoufe
1154 Pernhart de Stouphe
1174 Heinricus de Stoup
1939 werden in Inzell bei Bauarbeiten 30 Silbermünzen aus dem 13. Jahrhundert gefunden. Es handelt sich dabei um den einzigen bekannten Brakteatenfund (= Hohlmünzen) Oberösterreichs, der aus der Zeit Ottokars II. von Böhmen stammt, welcher das Land ob der Enns von 1251 bis 1276 innehatte.
Diese Brakteaten sind zugleich die ältesten Münzen Böhmens auf oberösterreichischem Boden.
In der spätmittelalterlichen Rodungsperiode erfolgt erst eine weiträumige Erschließung des heutigen Haibacher Gemeindegebietes. Ortsnamen wie „Gschwendt“ oder „Reith“ bezeugen die alten Rodungstechniken.
Dieser Siedlungsperiode entsprechend, finden sich in Haibach eine Vielzahl von Einzelhöfen und Kleinweilern (35 Ortschaften!). Der Dreikanthof ist die charakteristische Hofform der Rodungsperiode und findet auch in Haibach seine Verbreitung.
Der Bauernführer Stefan Fadinger aus der Nachbarsgemeinde St. Agatha holt sich in Haibach seine Schulbildung. Hier lernt er die ortsansässigen rebellischen Bauern David Spat und Christoph Zeller, den späteren Gastwirt in St. Agatha, kennen. Gemeinsam machen sie mit den aufständischen Bauern Oberösterreichs Revolution, die 1626 im Emlinger Holz blutig zu ihren Ungunsten entschieden wird.
Die Gemeinde Haibach liegt auf den südlichen Ausläufern des Sauwaldes und ist mit ihrem hügeligen Hochplateau Teil des Böhmischen Massivs, das durch das epigenetische Durchsbruchstal der hier stark mäandrierenden Donau abgeschnitten ist. Somit gehört das Haibacher Gemeindegebiet geologisch zu den ältesten Gebirgen (Variszisches Gebirge) der Erde.
Mit Höhen um 530 Meter steht die Gemeinde im topographischen Gegensatz zum jungen Eferdinger Becken, das im Südosten mit einer scharfen Grenze an das nun untertauchende Kristallinmassiv anschließt.
Der krasse morphologische Unterschied bedingt nicht nur einen Wechsel der Oberflächenformen, sondern auch einen klimatischen. Das Klima ist hier insgesamt etwas exzessiver: Mit 7 Grad Celsius Jahresmitteltemperatur liegt diese gegenüber dem Becken um 1 Grad Celsius tiefer, wodurch sich schon ein erheblicher Unterschied in den Anbaumöglichkeiten ergibt (hier vor allem Grünlandwirtschaft und Viehzucht). Herbst und Frühjahr sind weitgehend nebelfrei, wodurch sich die Anzahl der Frosttage wesentlich erhöht. Die Niederschläge nehmen in Haibach von 700 mm auf über 1.000 mm/Jahr zu und fallen im Winter vor allem als Schnee. Dabei liegt die durchschnittliche Dauer der Schneedecke in langjährigen Mittel mit etwa 80 Tagen doppelt so hoch wie im Eferdinger Becken. Insgesamt ergeben sich dadurch Verzögerungen der Aussaat, Blüte und Ernte gegenüber der klimatisch günstigeren Beckenlage.
Mit 1.434 Einwohnern ist Haibach zwar die bevölkerungsärmste Gemeinde des Bezirkes, liegt aber mit 25,54 Quadratkilometern flächenmäßig an vierter Stelle.
Dieser scheinbare Widerspruch begründet sich auf zwei Grundgegebenheiten:
- den hohen Anteil an Fläche an Wald, insbesondere der steilen Donauleiten (43 Prozent)
- die relative Abgeschiedenheit von städtischen und industriellen Einrichtungen.
Durch die spät erfolgte Besiedlung kam es zum Herausbilden einer ursprünglich gänzlich bäuerlichen Gemeinde, der heute hauptsächlich Nebenerwerb und eine schwach entwickelte gewerbliche Struktur (30 Betriebe) gegenüberstehen. 46 Prozent der Gesamtfläche sind noch landwirtschaftliche Nutzfläche bei 46 Vollerwerbs- und 85 Nebenerwerbsbetrieben. Für die Gemeinde selbst ist diese Entwicklung aber nicht ohne Vorteile: Mit dem Reiz der hügeligen Landschaft, der Entfernung zu Städte- und Industrieagglomerationen und den klimatischen Voraussetzungen sind die Grundlagen für einen ausbaufähigen Fremdenverkehr gegeben. Und die Gemeinde hat früh diese ihre Chance erkannt. Heute bezeichnet sich Haibach mit Recht als Erholungsdorf und kann mit 450 Betten in Gaststätten, Bauerhöfen und Privatpensionen, zwei Hallenbädern, sportlichen Einrichtungen und einem gut ausgebauten Wandernetz (70 Kilometer) aufwarten. Mit durchschnittlich 57.000 Nächtigungen pro Jahr hat Haibach etwa 75 Prozent der Gesamtnächtigungszahlen des Bezirkes.
Haibach nennt sich aber auch Bildungszentrum. Die von Alois Lischka, Konsulent der Oö. Landesregierung, angeregten zahlreichen Volksmusik- und Volkstanzseminare erfreuen sich überregionaler, grenzüberschreitender Beliebtheit. Das kath. Bildungswerk, die Sängerrunde, die Trachtenkapelle und eine Kulturinitiative machen einen Besuch in Haibach zu einem kulturellen Erlebnis.
Auf den Wanderwegen der Gemeinde Haibach treffen wir immer wieder auf stumme Zeugen der katholischen Kulturlandschaft: Kapellen, Marterln, Pestsäulen und Kreuze, alles Relikte einer tiefen Volksfrömmigkeit, die heute vom Verschönerungsverein gepflegt und erhalten werden.
1983, 1986 und 1989 ging der Umweltschutzpreis des Landes Oö. an Jugend- und Naturschutzorganisationen unserer Gemeinde. Bereits im Jahre 1987 folgte die Ernennung zur „Mustergemeinde der Aktion Naturaktives Oberösterreich“.
1988 wird Haibach zur „Jugendfreundlichsten Gemeinde von Oberösterreich“ ernannt und im Rahmen dieser Aktion von der Oö. Landesregierung ausgezeichnet.
Der jüngste Höhepunkt in der Entwicklung der Gemeinde Haibach ist die Ernennung zum „ÖKO-Dorf“.
Das Gebiet der Gemeinde Haibach ob der Donau trägt seit dem Jahr 1961 das Prädikat „Erholungsdorf“.
Zahlreiche Wanderwege durchziehen den auf 530 m Seehöhe gelegenen Höhenrücken über der Donauschlinge Schlögen und führen zu herrlichen Aussichtspunkten. Das 16 km lange Donautal mit seinen wildromantischen Felsformationen und einer vielfältigen Flora zählt zu den schönsten und eindruckvollsten Gebieten überhaupt. Der neu geschaffene Donau-Radweg Passau-Hainburg sowie ein Donau-Höhenwanderweg von Schlögen bis Aschach erschließen diese einzigartige Erholungslandschaft.